Die statistische Frau

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Es gibt Definitionen, was unter dem Begriff „Frau“ verstanden wird, ebenso wie es Definitionen gibt, was man unter „Weiblichkeit“ versteht.

Mithilfe von Statistiken machen wir uns ein Bild statistischer Norm und Merkmalsverteilungen in Bezug auf Arbeitsverhältnisse, Gesundheitsverhalten, Familienstand von Frauen unterschiedlicher Altersgruppen in unterschiedlichen Ländern der Welt, unterschiedlichen Regionen eines Landes, mit unterschiedlichem Bildungsgrad, usw. Sie alle sagen nichts über unsere Weiblichkeit aus. Denn „die statistische Frau“ hat nichts mit dem persönlichen Empfinden vom Frau-Sein und Weiblichkeit zu tun.

Statistiken sind Stereotypen in Bezug auf deren Aussagekraft sehr ähnlich ähnlich. Sie können auf uns selbst, unser Gegenüber und Wildfremde zutreffen, müssen es aber nicht. Sie helfen uns, von der Flut an Reizen und Informationen nicht überrollt zu werden bzw. diese möglichst kompakt zu bündeln bzw. darzustellen. Statistiken, Stereotype und Normen können uns einen ersten Eindruck verschaffen und helfen, eine Idee vom Durchschnitt sowie einen allgemeinen Überblick über Zahlen, Daten und Fakten zu bekommen. Nicht mehr, nicht weniger. Was Statistiken nicht können, ist, uns zu sagen, was auf uns selbst zutrifft und was nicht, welchen Aussagen wir gerne entsprechen und welchen nicht, und warum. Sie können nicht verraten, was für uns persönlich eine Frau ausmacht oder Weiblichkeit, und was wir wann und wie sein und ausleben wollen. Norm bedeutet nicht Ist, Muss oder Soll.

 

Die Auswirkungen von Stereotypen und Normen.

Statistiken und Normen stellen Momentaufnahmen dar. Inwiefern diese zutreffen und den Durchschnitt sowie Ausreißer beschreiben, ist unklar.

Ebenso ist unklar, wie wir auf diese regieren. Wir können Sie wahrnehmen und einfach so sein lassen, oder für wahr hinnehmen. Im letzteren Fall passiert es schnell, dass wir uns als unzureichend, anders, komisch, abnormal vorkommen, wenn wir nicht dem entsprechen, was gerade als Norm oder auch als Ideal angesehen wird.

 

Auf welche Aussagen reagieren wir?

In meinen Workshops lese ich gelegentlich eine Liste von Stereotypen, Vorurteilen und statistischen Normen vor, lasse jede*n für sich notieren, worauf sie*er reagiert und lade die Teilnehmer*innen anschließend in Kleingruppen zum Austausch ein. Jede Aussage hat eine andere Wirkung: sie lässt völlig kalt, wird als unangenehm, Druck machend oder ärgerlich angesehen oder als positiv erlebt. Diese Unterscheide bestehen allerdings nicht nur zwischen den einzelnen Aussagen, sondern auch innerhalb einer einzigen Aussage, die von den Teilnehmer*innen völlig unterschiedlich empfunden wird. Allein das macht klar: Stereotype, Vorurteile und Normen sind keine Wahrheiten, sie sind im Erleben nie losgelöst von uns selbst , haben also  immer auch etwas mit unserer Geschichte, unserer Umwelt und unserer Gegenwart zu tun.

 

Ideen zum Umgang mit Stereotypen und Normen

Ich habe bereits einen Artikel zu diesem Thema geschrieben, den ich Euch hier verlinke.

Wenn Euch Bilder von außen, sei es in Form von Stereotypen, Normen, Idealen oder Rollenbildern Druck machen, ergänzt die im verlinkten Artikel genannten Möglichkeiten um die Beantwortung folgender Fragen im Sinne einer Selbstreflexion oder mit einem für Euch stimmigen Gegenüber ergänzen:

  • Woher bzw. von wem habe ich die Information, was eine schöne Frau, eine vorbildliche Chefin, eine liebevolle Mutter, eine erfolgreiche Expertin, eine warmherzige Freundin ist?
  • Warum hat diese Quelle einen solchen Einfluss auf mich?
  • Will ich das und will ich das auch künftig so be- oder zulassen?
  • Wie komme ich zu einer eigenen Definition und Sichtweise?
  • Bin ich selbst die Quelle dieser Druck machenden Anforderungen?

 

Ich möchte Frauen* ermutigen, sich selbst in den Fokus zu stellen und Ansichten, Glaubenssätze, Anforderungen wohlwollend zu reflektieren … um eigenverantwortlich an einem Alltag basteln zu können, der befreit von äußerem  und innerem Druck gelebt werden kann. Und ich hoffe, meine Beiträge können ab und zu Impulse dazu liefern.

 

Alles Liebe,

Eure

Esther

Ps.: ich benutze normalerweise immer wieder das Gender-Sternchen nach dem Begriff Frauen, weil ich nicht nur Frauen im Sinne Ihres biologischen Geschlechts anspreche. Da es bei diesem Artikel ausnahmsweise um die statistische, „normative“ Frau geht, habe ich in diesem Artikel das Sternchen meist weggelassen.

 

Photo by Markus Spiske on Unsplash

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