Ich wurde in der vergangenen Woche dreimal mit dem Thema Perfektionismus konfrontiert, jeweils in ganz unterschiedlichen Settings. Ob es einfach Zufall war oder ob ich aus irgendeinem Grund einen entsprechenden Wahrnehmungs-Fokus aktiviert hatte, kann ich nicht sagen – auf alle Fälle haben mich diese drei Gespräche dazu veranlasst, heute ein paar Gedanken zum Thema Perfektion mit Euch zu teilen.
Ich habe schon einmal einen Artikel zum Thema „Der perfekte Weg…“ geschrieben, falls Ihr Lust habt ihn zu lesen, habe ich ihn Euch verlinkt.
Perfektion steht für Vollkommenheit, Makellosigkeit. Aber was bedeutet das wirklich? Wer bestimmt, wer oder was perfekt ist und wann etwas perfekt ist?
Wir nehmen uns, unsere Mitmenschen, unsere Umwelt wahr. Um uns nicht zu überfordern, filtern wir Reize und Informationen ständig. Die Filterfunktion geschieht bewusst und unbewusst durch die Steuerung unserer Aufmerksamkeit. Dabei sind wir durch persönliche Erfahrungen, Vorlieben, usw. geprägt. Das heißt, wir alle haben ein eigenes Bild von der Welt, die uns umgibt, von Situationen, in denen wir uns befinden und von Personen, mit denen wir zusammen sind. Jeder nimmt seine Umwelt auf seine eigene Weise wahr und ver- und bewertet Informationen entsprechend.
Zusätzlich nehmen wir Dinge mit unterschiedlichen Sinnen und unterschiedlich stark wahr – hinsichtlich der momentanen Relevanz und im Kontext unserer innerlich bereits repräsentierten Welt. Es ist also wenig verwunderlich, dass wir manchmal aneinander vorbeireden, Dinge anders sehen oder Gesagtes unterschiedlich verstehen, dass wir andere Meinungen vertreten und andere Sicht- und Herangehensweisen haben. Dennoch scheint in unseren Köpfen irgendwie verankert zu sein, dass es EIN „perfekt“ in Bezug auf Leistung, Aussehen, Ernährung, Erziehung, Beziehungsgestaltung, etc. gibt – was mitunter massiven (Leidens-)Druck erzeugt.
Die Dinge sind immer auch das, was wir aus ihnen machen. Was nehmen wir als richtig, als gültig, als wichtig, als essentiell, als schön, als bedeutungsvoll wahr…oder eben als perfekt? Unsere Wahrnehmungen beeinflussen das, was wir für wahr halten – es ist also Wahrnehmung im wahrsten Sinne des Wortes. Ob das dann wirklich wahr ist und was „wahr“ überhaupt ist, wissen wir eigentlich nicht. Und deshalb geht es letztlich nicht um Wahrheit oder Perfektion, sondern darum, sich selbst wahrzunehmen. Zu sein und andere sein zu lassen. Wenn wir das schaffen, ist „perfekt“ überflüssig.
Alles Liebe,
Eure
Esther
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