Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, wie ungewohnt es für viele von uns heutzutage ist, nichts zu tun und mehr noch, diesen Zustand als etwas zu sehen, das nicht nichts, sondern wertvoll und wichtig ist. Lest Euch dazu gerne den Beitrag „Vom Tun und Lassen“ durch. Durch das bewusste Erleben von Auszeiten haben wir die Möglichkeit, wieder mehr Fokus auf unsere eigentlichen Bedürfnisse zu lenken und diese wahrzunehmen.
Der heutige Artikel rückt das Tun zwischen den Zeiten des Nicht-Tuns in den Mittelpunkt, das ja meist einen wesentlich größeren Raum einnimmt. Hier verhält es sich ähnlich. Was brauchen wir wirklich? Was wollen wir eigentlich?
Ähnlich wie in meinem Beitrag zur Nutzung von Körperübungen als Möglichkeit, die Wichtigkeit und Herausforderung des Nichtstuns bzw. Sein-Lassens zu erkennen, ziehe ich heute unser Konsumverhalten für das Aufzeigen der Sinnhaftigkeit von Entschleunigung und Reduktion heran.
Entschleunigen
Einfach mal nebenbei Shoppen: durch das Internet sehr gut möglich. Schnell, schnell den Einkaufswagen füllen und bestellen, bis die Konferenz beginnt oder die Kartoffeln durch sind – wir können ja sowieso alles wieder zurückschicken, wenn es nicht passt. Wenn wir husch-husch einkaufen, landet sicher nicht – oder nicht nur – das im Korb, was wir wirklich brauchen. Eile und bewusstes Handeln, in unserem Beispiel das Shoppen – zwei Welten, die nicht miteinander vereinbar sind. Deshalb sollten wir uns als ersten Schritt laut und klar, nach einem tiefen und klingenden Atmenzug „SLOW DOWN!“ vorsagen – und dann entsprechend handeln. Indem wir einen Gang runter schalten, vor Ort wirklich nur das kaufen, was wir kaufen wollen oder brauchen. Im Falle eines virtuellen Einkaufs können wir ein geeigneteres Zeitfenster im Laufe der nächsten Tage schaffen, an dem wir ohne Eile und überlegter kaufen können.
Es kann auch hilfreich sein, entdeckte Artikel einfach zu notieren und abzuwarten, ob wir sie in einer Woche oder in einem Monat immer noch wollen – und uns in der Zwischenzeit das Kapitel 2 des Buches „Ein Hormon regiert die Welt“ zu Gemüte zu führen ;-).
Reduzieren
Es gibt beinahe unendlich viele Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere im Internet. Doch wo fangen wir an und wo hören wir auf? Keine Frage, die Nutzung des Internets kann hilfreich sein, Preise, Rezensionen und Produkteigenschaften eines bestimmten Artikels zu vergleichen. Meist bleibt es allerdings nicht bei einem bestimmten Artikel oder wir suchen sogar einfach wahllos drauf los, nur um möglicherweise auf etwas zu stoßen, das wir kaufen können.
Reduzieren ist neben der Entschleunigung ein weiterer Schritt, um dem Rausch der überbordenden Reize und vermeintlichen Bedürfnisse zu entkommen. Nehmen wir an, Ihr sucht im Internet nach einem Kleidungsstück für einen bestimmten Anlass. Je genauer Ihr wisst, was Ihr sucht, desto eher findet Ihr, was Ihr wollt. Reduziert zum Beispiel, indem Ihr das, was Ihr braucht oder wollt, vorab möglichst genau definiert. Dabei ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse und auch Anforderungen an den gesuchten Artikel gut zu kennen. Ihr sucht also künftig nicht mehr nach „einer Hose für das Vorstellungsgespräch“, sondern „einer dunkelblauen, gerade geschnittenen Hose ohne Bundfalte und mit mittelhohem Bund, die zu dem cognacfarbenen Feinstrickpullover passt“.
Eine noch stärkere Form der Ausgrenzung übermäßiger Reize und Möglichkeiten ist das Reduzieren auf bestimmte Anbieter bzw. Marken, von denen Ihr wisst, dass sie Euren Anforderungen entsprechen. Scheuklappen? Ja, allerdings ausgewählte und bewusst getragene.
Typsache
Wenn wir schon beim Thema Kleiderschrank und Shoppen sind: Ihr könnt extrem viel Geld und Zeit sparen – sowohl beim Shoppen als auch beim Zusammenstellen Eurer Outfits, wenn Ihr Euch damit auseinandersetzt, welche Farben, Formen, Stoffe und Schnitte Euch besonders gut stehen. Es gibt Expert*innen, die sich darauf spezialisiert haben, andere in Sachen Styling zu beraten und das Beste und Stimmigste aus Ihren Kund*innen rauszuholen. Dazu gibt es in Bälde ein Interview mit einer dieser Expert*innen, Elisabeth Motsch, die sich insbesondere auf einen stilvollen Businessauftritt ihrer Kund*innen spezialisiert hat. Auf YouTube bin ich auf einige Accounts gestoßen, die eher im privaten Bereich beraten, beispielsweise Natasha Gibson, deren Account ich selbst gerne durchforste (der Link führt gleich zu einem guten Video für Einsteiger*innen :-)).
Diese Vorgehensweise des Entschleunigens und Reduzierens ist auf unzählige Lebensbereiche anwendbar. Und aus diesem Grund passt dieser Artikel auch mehr als nur klischeehaft zum Thema Weiblichkeit. Denn viele Frauen laden sich gerne zumindest eine Sache mehr auf die Schultern, als diese gerade tragen können. Egal, ob es sich um Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Rollen, Ansprüche und Erledigungen handelt. Erinnert Euch also spätestens in Situationen, in denen Euch die Dinge zu überholen scheinen, an diesen Artikel – vielleicht ist auch für Euch das Anwenden der Entschleunigungs-Reduktions-Taktik hilfreich.
Zu guter Letzt noch eine direkte Brücke zwischen Weiblichkeit und dem Themenbereich des Tun und Lassens, des Entschleunigens und Reduzierens:
Weiblichkeit braucht Mußezeit – im Tun und im Nichtstun.
Alles Liebe,
Eure
Esther
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